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Was macht uns böse? BETREUTES FÜHLEN x MORDLUST

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Sind Mörder böse Menschen? Das wollen wir wissen von Paulina und Laura von MORDLUST, einem der erfolgreichsten TRUE CRIME Podcasts Deutschlands. Die beiden haben die Fälle und wir die Fragen.

Die Dunkle Triade

Welche Eigenschaften machen »das Böse« aus? Manche würden sagen, die sogenannte »dunkle Triade« nach den kanadischen Psychologen Delroy L. Paulhus und Kevin M. Williams. [1] Dieser wissenschaftliche Dreiklang besteht aus den Persönlichkeitsmerkmalen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie.

Im sozialen Leben werden diese dunklen Persönlichkeitsmerkmale mit einer Vielzahl negativer Verhaltensweisen und Einstellungen in Verbindung gebracht. Machiavellist:innen zeigen ein sehr egoistisches Verhalten, indem sie versuchen, ihre eigenen Ziele auf Kosten ihrer Mitmenschen zu maximieren. Narzissmus ist eine komplizierte Ansammlung von Merkmalen, zu denen ein übertriebenes Gefühl des Selbstwerts und der individuellen Bedeutung gehört. Die Psychopathie schließlich besteht aus einer Reihe antisozialer Verhaltensweisen, darunter ein geringes Maß an Empathie und ein höheres Maß an Impulsivität. [2] 

Wir finden das Böse sexy

Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass sich Männer und Frauen zumindest kurzfristig sexuell zu Personen hingezogen fühlen, die Merkmale der dunklen Triade aufweisen. In einer Studie an der britischen University of Durham wurde festgestellt, dass die körperliche Anziehungskraft von Frauen auf einen Mann zunimmt, wenn er mit dunklen Eigenschaften beschrieben wird (wie egoistisch, manipulativ und unsensibel). Warum? Eine Theorie der Wissenschaftler:innen besagt, dass die dunklen Eigenschaften auf den ersten Blick erfolgreich »Partnerqualitäten« vermittleln, wie Vertrauen. [3]

Gibt es »böse« Gene?

Seit den 1960er Jahren haben Psycholog:innen festgestellt, dass Kinder, die missbraucht und vernachlässigt wurden, im späteren Leben mit größerer Wahrscheinlichkeit kriminell werden. Aber Kriminalität hat nicht nur etwas mit unserer Umwelt zu tun. Auch die Gene spielen eine Rolle.

In einer Studie aus dem Jahr 2002 wurde festgestellt, dass eine bestimmte Variation eines Gens antisoziales Verhalten bei Männern vorhersagt, die als Kinder misshandelt wurden. [4] Auch alle drei Eigenschaften der dunklen Triade haben genetische Komponenten. [5]

Diese Erkenntnisse zeigen, dass Kriminalität durch das Zusammenspiel der richtigen Gene mit der falschen Umgebung verursacht werden kann.

Die Skala des Bösen

Wer ist böser? Michael Stone sagt, das können wir herausfinden. Der Professor an der Columbia University und forensische Psychologe, hat ein Instrument entwickelt, mit dem wir Mörder:innen einteilen können. Inspiriert von der Struktur der Dante'schen Höllenkreise hat Stone seine eigene 22-Punkte-Skala »Gradations of Evil« erstellt. [6]

Seine Skala ist grob in drei Stufen unterteilt. Die erste Stufe sind impulsive Mörder:innen: Sie werden in einem Moment der Wut oder Eifersucht zu einer einzigen Mordtat getrieben.

Danach folgen Menschen, die keine extremen psychopathischen Merkmale aufweisen, aber möglicherweise psychotisch sind, d.h. klinische Wahnvorstellungen haben oder den Bezug zur Realität verloren haben.

Die letzte Gruppe sind die zutiefst psychopathischen Menschen, oder »diejenigen, die oberflächlichen Charme, oberflächliche Reden, Grandiosität, aber vor allem Gerissenheit und Manipulation besitzen«, sagt Stone. Sie haben keine Reue für das, was sie anderen Menschen angetan haben.

Warum töten Menschen?

Diese Frage beantwortet der bekannte, deutsche Gerichtsgutachter Hans-Ludwig Kröber im Interview mit dem Tagesspiegel.

Auch der österreichische Psychiater Reinhard Haller kennt sich mit dem »Bösen« bestens aus. Er erforscht, warum Menschen morden. Haller sagt, die meisten Gewaltverbrecher:innen seien keineswegs psychisch krank und nennt als Beispiel den 2009 zu lebenslanger Haft verurteilten Josef Fritzl. Mehr zu Reinhard Haller erfährst Du im Artikel von Martina Koch bei nd-aktuell und im Buch von Haller »Das ganz normale Böse«.

Was macht Mörder:innen aus?

Der Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Serienmorden und hat alle in Deutschland bekannten Fälle von 1945 bis 2000 statistisch erfasst. Demnach lassen sich, obwohl jeder Mord für sich steht, einige gemeinsame Merkmale der Täter:innen feststellen. Welche das sind, beschreibt er im Beitrag von Planet Wissen.

Ein Artikel vom Spektrum sei der gemeinsame Nenner des Bösen ein gemeinsamer D-Faktor. Dieser erfasst die allgemeine Neigung von Menschen, den eigenen Vorteil auf Kosten der Mitmenschen zu suchen. Die Autoren warnen jedoch vor zu eiligen Schlüssen.


QUELLEN

[1] D. L. Paulhus, K. M. Williams: The Dark Triad of Personality. In: Journal of Research in Personality. Band 36, 2002, S. 556–563. doi:10.1016/s0092-6566(02)00505-6

[2]  Furnham, A., Richards, S. C., & Paulhus, D. L. (2013). The Dark Triad of personality: A 10 year review. Social and personality psychology compass, 7(3), 199-216.

Peterson, R. D., & Palmer, C. L. (2021). The Dark is Rising: Contrasting the Dark Triad and Light Triad on Measures of Political Ambition and Participation. Frontiers in Political Science, 3, 60.

[3] Carter, G. L., Campbell, A. C., & Muncer, S. (2014). The dark triad personality: Attractiveness to women. Personality and Individual Differences, 56, 57-61.

[4] Lametti, D. (2011). Do genes make people evil? Scientific America. 

[5] Furnham, A., Richards, S. C., & Paulhus, D. L. (2013). The Dark Triad of personality: A 10 year review. Social and personality psychology compass, 7(3), 199-216.

[6] On The Scale Of Evil, Where Do Murderers Rate? (2010) NPR.

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