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Liebe in Balance

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Liebe ist ein Balanceakt. Unsere Idealvorstellung ist, dass beide in eine Partnerschaft gleich viel geben. Die Realität sieht oft anders aus. Da kippt es schnell in eine einseitige Beziehung – eine Person hält alles zusammen. Auf Dauer keine Lösung. Wir brauchen Gleichberechtigung in der Liebe. Das muss uns sollte aber auf keinen Fall 50/50 sein.


Die Romance Gap

Wir verhalten uns beim Dating nicht authentisch, viele von uns passen sich an geschlechtsspezifische Normen an, es besteht ein Ungleichgewicht – die Romance Gap. Mehr als die Hälfte der Befragten einer von Bumble in Auftrag gegebenen Studie gaben an, dass geschlechtsspezifische Rollen ihr Verhalten so beeinflussen, dass sie sich verstellen. Das macht Daten und romantische Beziehungen schwierig.

Das Problem der einseitigen Beziehung

Gesunde Beziehungen zeichnen sich durch gegenseitige Ehrlichkeit, Vertrauen und Engagement zwischen Menschen aus. In einer einseitigen Beziehung hat man jedoch oft das Gefühl, dass eine Person die meiste Energie und Mühe in das Funktionieren der Beziehung investiert. [1]

Obwohl einseitige Beziehungen nicht unbedingt bedeuten, dass eine Person ausgenutzt wird, deuten sie oft auf ein Problem in der Kommunikation oder Kompatibilität zwischen zwei Menschen hin. Es ist möglich, dass eine/r nicht so sehr an der Beziehung interessiert ist wie der/die andere, oder dass eine Partei noch nicht genau weiß, was sie für die Beziehung empfindet.

Es gibt Anzeichen, wie man eine einseitige Beziehung erkennen kann, wie ein Artikel auf OprahDaily erklärt. Dazu gehört z.B. konstantes entschuldigen, das Gefühl, nie gut genug zu sein oder planen, Haushalt und Co. sind alles deine Aufgaben.


Die Wissenschaft sagt: Wir wünschen uns Gleichberechtigung

Eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Bamberg konnten zeigen, es geht nicht darum objektiven Einfluss in einer Beziehung zu haben (z.B. Geld), sondern um ein persönliches Einflussgefühl in Situationen, die einem wichtig sind. [2] Eine weitere Untersuchung an der Swinburne University of Technology in Melbourne fand heraus, dass eine stärker wahrgenommene Gleichberechtigung in einer Beziehung, zu mehr sexueller Lust bei Frauen führt. [3] Außerdem sollte das Level an Commitment in einer Beziehung übereinstimmen, wie eine Studie der University of Denver zeigte. [4]


Mental Load gleich aufteilen

Mental Load bezeichnet die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen.

Du willst mehr zu Mental Load wissen? Leon und Atze haben eine ganze Folge dazu aufgenommen »Alles zu viel! Was hilft gegen Mental Load?«.

In Beziehungen, gerade wenn Kinder da sind, übernehmen oft die Frauen diese mental fordernden Aufgaben. Historisch gesehen war das nicht immer so. Männer haben durchaus früher viel im Haushalt getan, was wir allerdings nicht mit Gleichberechtigung verwechseln dürfen. [5]

Eve Rodsky beschreibt in ihrem Buch »Fair Play: Share the mental load, rebalance your relationship and transform your life« Möglichkeiten, wie wir Mental Load in einer Beziehung gerecht aufteilen können: Es geht ums Sichtbar machen der Aufgaben und ein Aufteilen dieser, sodass die jeweilige Partei diese Tätigkeit vollständig übernimmt – das ist das Projektmanagementprinzip CPE (Conceive, Plan, Execute).


Mehr Tipps für eine gesunde Balance in der Liebe

Gleichberechtigte statt bedingungsloser Liebe

Der Autor Nils Pickert schreibt in seinem Buch »Lebenskompliz*innen: Liebe auf Augenhöhe«, dass unser verklärtes Bild der romantischen Liebe uns mehr schadet als nützt. Er setzt sich für gleichberechtigte Liebe ein – eine Liebe, die nur unter bestimmten Bedingungen funktioniert. 

Achte auf Kompatibilität

Der amerikanische Bestseller-Autor Mark Manson schreibt: Beim Dating wird meist nicht auf den Unterschied zwischen Kompatibilität (compatibility) und Chemie (chemistry) geachtet. Kompatibilität ist die natürliche Übereinstimmung von Lebensstil und Werten zweier Menschen, während sich die Chemie zwischen zwei Menschen auf deren emotionale Verbindung bezieht. Beides ist wichtig in einer Beziehung, aber nur Kompatibilität schützt uns davor, dass wir mit den Werten, Wünschen und Vorstellungen einer anderen Person übereinstimmen und unsere Liebe langfristig eine Chance hat.

Mark Manson bleibt hier realistisch: 100%ige Kompatibilität und Chemie gibt es nicht. Dann würden wir uns selbst daten. 70-80 % sind ein gutes Maß – sowohl an Chemie, als auch an Kompatibilität.


Verabschiede dich von Halbe-halbe

Nils Pickert schreibt in einem Artikel im Standard: Es gibt keine 50/50-Lösung. Es sei sogar ungesund, wenn wir krampfhaft versuchen, unser Paarleben so aufzuteilen, dass jede/r immer überall zur Hälfte daran beteiligt ist. Alle Beteiligten müssen sich einbringen in die Beziehung, keine Frage, aber es geht nicht darum, aufzuwiegen, was jede Person macht. Wichtig ist, was der/die Partner:in braucht, um sich in seinem Einsatz für die Familie gesehen und wertgeschätzt zu fühlen.

Dieser Meinung schließt sich die berühmte Forscherin Brené Brown an. Wenn eine Person gerade nur 20 Prozent für die Beziehung geben kann, übernimmt die andere Person die übrigen 80 Prozent. Aber was, wenn man gemeinsam nicht auf 100 Prozent kommen? Das ist vielleicht kurzfristig kein Problem. Langfristig braucht es jedoch für solche Situationen Strategien, um die »Liebeswaage« wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so Brown im Gespräch mit Tim Ferriss.


QUELLEN

[1] Cherry, K. (2022). How to Tell If You're In a One-Sided Relationship. VerywellMind. 

[2] Körner, R., & Schütz, A. (2021). Power in romantic relationships: How positional and experienced power are associated with relationship quality. Journal of social and personal relationships, 38(9), 2653-2677.

[3] Johansen, E., Harkin, A., Keating, F., Sanchez, A., & Buzwell, S. (2022). Fairer Sex: The Role of Relationship Equity in Female Sexual Desire. The Journal of Sex Research, 1-10.

[4] Stanley, S. M., Rhoades, G. K., Scott, S. B., Kelmer, G., Markman, H., & Fincham, F. D. (2016). Asymmetrically committed relationships. Journal of Social and Personal Relationships, published online before print as doi:10.1177/0265407516672013. 

[5] Strauss, E. (2019). Getting dads to do more around the house, starting with a history lesson. CNN health.

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