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Keine Droge für Atze - was Musik mit uns macht

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Musik wirkt auf uns Menschen. Das haben wir wohl alle schon erlebt, wenn wir uns mit traurigen Liedern im Herzschmerz verlieren oder uns zum Sport motivieren wollen. Musik ist aber noch vielfältiger und spielt in der Psychologie und Therapie eine verdammt wichtige Rolle. Heute geht’s um Menschen im Wachkoma, die »Käsekuchen-Theorie« und warum unser Hirn bestimmt, wie viel Geld wir für einen Song ausgeben.



Musik kann so viel


Wir reagieren emotional auf Musik [1] und Musik kann unsere Stimmung verändern. Entspannungsmusik kann beispielsweise Stress & Angst reduzieren und Up-beat-Techno kann Cortisolausschüttung und die HPA-Achse und damit unseren ganzen Erregungszustand aktivieren.

Diesen Effekt kennen nicht nur Filmemacher:innen, sondern auch wir selbst! Unsere Stimmung mit passender Musik zu unterstützen und uns in melancholische oder auch glückliche Momente richtig reinfühlen, können wir z.B. mit der richtigen Playlist.

Um besondere Ereignisse, wie einen Urlaub in Erinnerung zu bewahren, kann man auch Musik einsetzen. Wir können Musik an diese Momente knüpfen und wenn wir dann später diese Songs abspielen, sind die Gedanken an den Urlaub sofort wieder da. [2]


Die Entstehung von Musik

Der älteste Fund, der auf Musik hinweist, ist eine Flöte aus Knochen, die in Deutschland in der schwäbischen Alb gefunden wurde und älter als 40.000 Jahre ist. [3]

Da Musik an sich keinen Überlebensvorteil bietet, ist unklar, wieso sie so universell stattfindet.
Es gibt Theorien, die einen evolutionären Ursprung der Musik vermuten (z.B. Singen um Babys zu beruhigen [4] oder Musik als »sozialer Kleber« [5]) und welche, die Musik als kulturelle Erfindung, als Art Begleiterscheinung der Evolution betrachten (»Akustischer Käsekuchen« [6]).


Musik im Hirn

Musik aktiviert das Belohnungszentrum in unserem Gehirn, besonders bei unseren Lieblingsstellen [2]. Unser Belohnungssystem bestimmt sogar, wie viel Geld wir für Songs ausgeben würden, wie eine Studie am Neurologischen Institut der McGill-Universität in Montréal zeigen konnte [7].


Musik und unsere Persönlichkeit

Über die Musik, die wir gerne hören, können wir auch etwas über unsere Persönlichkeit herausfinden. Zum Beispiel konnte eine Studie an der Universität Toronto zeigen, dass die Musik, die wir hören, zu unserem Bindungstyp passt [8].

Über die Bindungstypen haben Leon und Atze erst kürzlich in der Folge »Warum wir lieben, wie wir lieben« gesprochen.


Einsatz von Musik bei Wachkoma und Demenz

Musik wird auch zunehmend als Therapieform eingesetzt, z.B. bei Wachkomapatient:innen, die trotz schwerer Hirnschäden akustische Reize oft noch wahrnehmen können [9]. Es kommt auch immer wieder vor, dass Menschen im Wachkoma auf Musik, die z.B. im Rhythmus ihrer Atmung gespielt werden, reagieren (wie in diesem Video berichtet). Allerdings ist hier zu beachten, dass es keine breite Studienlage gibt [10].

Auch bei Demenzkranken wird Musik eingesetzt. Es ist oft erstaunlich wie lange bestimmte Lieder abgerufen werden können, wenn andere Erinnerungen schon lange weg sind [11]. Gezielte Musiktherapie zeigt bei Menschen mit Demenz und älteren Personen im Pflegeheimen Ansätze der Wirksamkeit. Aber auch hier gilt Vorsicht. Aussagen wie Musiktherapie verbessert die Gedächtnisleistung bei an Demenz erkrankten Menschen sind zu vereinfacht ausgedrückt [12].


Einsatz von Musik bei psychischen Störungen

Bei Depressionen erwies sich Musiktherapie zusätzlich zur normalen Behandlung als sehr wirksam.  
Auch auf Schmerzen hat Musik einen Effekt. Um Operationen herum, kann Musik dazu beitragen, dass weniger Schmerzmittel benötigt wird und physiologische Marker, wie Herzschlag und Blutdruck positiv beeinflussen [13].


So können wir Musik im Alltag nutzen am Beispiel Sport

Dass Musik unsere Stimmung beeinflussen kann, wissen wir schon. Das können wir nutzen, wenn wir uns für Sport motivieren wollen. Hören wir bei Bewegung Musik ist unsere sportliche Leistung besser und gleichzeitig empfinden wir weniger Anstrengung. Außerdem bewegen wir uns mit besserer Laune [14].



Redaktion: Elahe Abidi-Ashtiany, B.Sc.-Psychologin; Julia Weinstabl, M.Sc.-Psychologin

Produktion: Murmel Productions



QUELLEN

[1] Lyvers, Michael; Cotterell, Samantha; Thorberg, Fred Arne (2018). “Music is my drug”: Alexithymia, empathy, and emotional responding to music. Psychology of Music, (), 030573561881616-

[2] Chanda, Mona Lisa; Levitin, Daniel J. (2013). The neurochemistry of music. Trends in Cognitive Sciences, 17(4), 179–193. 

[3] Pressemitteilung Uni Tübingen. Älteste Kunst noch älter. (2012).

[4] Falk D. (2004). Prelinguistic evolution in early hominins: whence motherese?. The Behavioral and brain sciences, 27(4), 491–583.

[5] Dunbar, R.I.M. Group size, vocal grooming and the origins of language. Psychon Bull Rev 24, 209–212 (2017).

[6]  Shintel, H. (2019). Music as Auditory Cheesecake. In: Shackelford, T., Weekes-Shackelford, V. (eds) Encyclopedia of Evolutionary Psychological Science. Springer, Cham.

[7] Salimpoor, V. N., Van Den Bosch, I., Kovacevic, N., McIntosh, A. R., Dagher, A., & Zatorre, R. J. (2013). Interactions between the nucleus accumbens and auditory cortices predict music reward value. Science, 340(6129), 216-219.

[8] Alaei, R.,  Rule, N. O., &  MacDonald, G. (2022).  Individuals' favorite songs' lyrics reflect their attachment style. Personal Relationships,  29( 4),  778– 794.

[9] Drebes, J. Wachkoma: Symptome, Diagnostik & Therapie. Heilberufe 73, 12–15 (2021).

[10] Grimm, T., & Kreutz, G. (2018). Music interventions in disorders of consciousness (DOC) - a systematic review. Brain injury, 32(6), 704–714.

[11] Musiktherapie in der Geriatrie und Gerontopsychiatrie. Deutsche Musiktherapie Gesellschaft. 

[12] Bian, X., Wang, Y., Zhao, X., Zhang, Z., & Ding, C. (2021). Does music therapy affect the global cognitive function of patients with dementia? A meta-analysis. NeuroRehabilitation, 48(4), 553–562. 

Lyu, J., Zhang, J., Mu, H., Li, W., Champ, M., Xiong, Q., Gao, T., Xie, L., Jin, W., Yang, W., Cui, M., Gao, M., & Li, M. (2018). The Effects of Music Therapy on Cognition, Psychiatric Symptoms, and Activities of Daily Living in Patients with Alzheimer's Disease. Journal of Alzheimer's disease : JAD, 64(4), 1347–1358.

Fusar-Poli, L., Bieleninik, Ł., Brondino, N., Chen, X. J., & Gold, C. (2018). The effect of music therapy on cognitive functions in patients with dementia: a systematic review and meta-analysis. Aging & mental health, 22(9), 1097–1106. 

Yu, A. L., Lo, S. F., Chen, P. Y., & Lu, S. F. (2022). Effects of Group Music Intervention on Depression for Elderly People in Nursing Homes. International journal of environmental research and public health, 19(15), 9291. 

[13] Tang, Q., Huang, Z., Zhou, H., & Ye, P. (2020). Effects of music therapy on depression: A meta-analysis of randomized controlled trials. PloS one, 15(11), e0240862.

Aalbers, S., Fusar-Poli, L., Freeman, R. E., Spreen, M., Ket, J. C., Vink, A. C., Maratos, A., Crawford, M., Chen, X. J., & Gold, C. (2017). Music therapy for depression. The Cochrane database of systematic reviews, 11(11), CD004517. 

Chanda, Mona Lisa; Levitin, Daniel J. (2013). The neurochemistry of music. Trends in Cognitive Sciences, 17(4), 179–193. 

Lee J. H. (2016). The Effects of Music on Pain: A Meta-Analysis. Journal of music therapy, 53(4), 430–477.

[14] Terry, P. C., Karageorghis, C. I., Curran, M. L., Martin, O. V., & Parsons-Smith, R. L. (2020). Effects of music in exercise and sport: A meta-analytic review. Psychological Bulletin, 146(2), 91.

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