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Wie ticken die Klimakleber?

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Gehirnwäsche, Zerstörung und Proteste – extreme Begriffe, die fallen, wenn wir über die Letzte Generation sprechen. Kleben für’s Klima, da schütteln viele den Kopf. Gerechtfertigt? Oder ist das Ignoranz gegenüber einer Katastrophe, die die bisher größte für die gesamte Menschheit werden könnte? Wir haben mit Lars Werner einen Gast, der mit uns eintaucht in die Psychologie der Klimakleber:innen.



Gehirnwäsche bei der Letzten Generation?


Die Letzte Generation – ein Bündnis an Klimaaktivist:innen, die vor allem dadurch bekannt wurden, dass sie sich mit Klebstoff auf der Straße festkleben und dadurch protestieren. Auch die Zerstörung von Gemälden und anderen Aktionen zogen nicht nur positive Aufmerksamkeit auf die Aktivist:innen. Mit Lars Werner haben wir einen Sprecher der Letzten Generation zu Gast. Der 31-jährige hat dabei selbst einen psychologischen Hintergrund: Er war Psychotherapeut in Ausbildung, bevor er seine Karriere für den Einsatz bei den Klimakleber:innen aufgegeben hat.

Eine der vielen kritischen Stimmen gegen die Letzte Generation ist die Sozialpsychologin Maria-Christina Nimmerfroh. Wie der Focus und t-online berichteten, schleuste sich die Frankfurter Psychologin und FDP-Lokalpolitikerin unter falschem Namen und maskiert bei der Letzten Generation ein und nahm an Online-Seminaren teil. Nimmerfroh erzählt, dass bei diesen Schulungen auf sehr viele psychologische Tricks zurückgegriffen wird, z.B. Techniken der Selbstüberredung und emotionale Bindung, Imaginationsverfahren oder Meditationstexte. 


Die Psychologie der Masse

Die Mechanismen, die Nimmerfroh beschreibt erinnern subtil an das 1895 veröffentlichte Buch »Psychologie der Massen« von Gustave Le Bon. [1] Der französische Arzt, Soziologe und Psychologe geht davon aus, dass sich Menschen als Teil einer Masse anders verhalten als sonst. Die psychologische Masse bildet eine Gemeinschaftsseele, wie Le Bon schreibt. Zugunsten einer gemeinsamen Haltung der Gruppe gibt der Einzelne seine Persönlichkeit und seine Meinung auf. In der Masse bleibt die einzelne Person anonym. Deswegen neigt sie dazu, Dinge zu tun, die sie sonst nie tun würde.

Wir können jetzt aus der Sicht der Letzten Generation als Masse auf die Situation blicken. Aber auch aus Sicht aller anderen könnte man argumentieren, dass eine Masse entsteht, wenn wir uns in den Autos aufregen und nichts für’s Klima tun, wenn mal wieder Straßen blockiert sind. Eine #NDRfragt-Umfrage vom Januar 2023 zeigt, die meisten finden die provozierten Proteste der letzten Generation nicht angemessen. Am meisten Verständnis gibt es noch von den Jüngeren. [2]


Aktivismus als Copingstrategie

Die aktuelle Studie »Junge Menschen in der Klimakrise« vom Umweltbundesamt 2022 fragte zu emotionaler Belastung, Bewältigungsstrategien und Unterstützungsangeboten im Kontext von Klimawandel und Umweltproblemen [3] Es stellt sich raus: Eine der wichtigsten Bewältigungsmöglichkeiten, um mit klimabezogenen Ängsten und anderen negativen Emotionen umzugehen, ist für junge Klimaaktivistinnen und -aktivisten ihr Engagement.


Redaktion: Linda Caporale, M.Sc.-Psychologin; Julia Weinstabl, M.Sc.-Psychologin

Produktion: Murmel Productions


QUELLEN

[1] Le Bon, G. (1982). Psychologie der Massen. Kröner.

[2] Artikel aus dem NDR vom 19.01.2023. Umfrage: Klimaschutz ja, radikaler Protest nein. 

[3] Frick, V.; Gossen, M.; Holzhauer, B. (2022): Junge Menschen in der Klimakrise. Eine Untersuchung zu emotionaler Belastung, Bewältigungsstrategien und Unterstützungsangeboten im Kontext von Klimawandel und Umweltproblemen in der Studie „Zukunft? Jugend fragen! 2021“ (Nr. 127/2022; UBA-Texte). 

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