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Traue deinen Erinnerungen nicht

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

86.400 Sekunden hat ein Tag. In jeder einzelnen davon ist unser Kopf aktiv – wir verarbeiten, denken, fühlen, planen. So beschreibt es unser heutiger Gast, der Erinnerungsexperte Prof. Martin Korte. Damit uns diese mentale Meisterleistung gelingt, brauchen wir etwas, das uns erst so richtig bewusst wird, wenn wir es nicht mehr haben: unser Gedächtnis.



Die Anfänge der Gedächtnisforschung


Damit gehen wir zurück zu Hermann Ebbinghaus. Er lebte im 19. Jahrhundert in Deutschland. Er wollte die Frage beantworten: Wie funktioniert Gedächtnis? Und legte damit den Grundstein für die Forschung zum Lernen und Gedächtnis. Seine ersten Experimente führte er an sich selbst durch und entdeckte dabei die sogenannte »Vergessenskurve«. Was Ebbinghaus genau gemacht hat, beschreibt diese Podcastfolge von »Hidden Brain«.


Unser Ich steckt im Gedächtnis

Das sagt unser heutige Gast Prof. Martin Korte ausdrücklich in seinem Buch »Wir sind Gedächtnis: Wie unsere Erinnerungen bestimmen, wer wir sind«. [1] Korte schreibt darin: »Erinnerungen sind nicht nur eine Anhäufung von Wissen und Einzelheiten unserer Autobiographie, sondern der Stoff, aus dem unsere Identität gemacht wird.«
Erst durch unser Gedächtnis erhalten wir eine Lebensgeschichte, eine Persönlichkeit, ein Ich. Wie sich die Ich-Bildung durch unser autobiographisches Gedächtnis entwickelt, ist gut in der sogenannten MAINLIFE-Studie zu erkennen, einer Langzeitstudie der Frankfurter Goethe Universität [2].


Falsche Erinnerungen

Unser Gedächtnis macht Fehler. Solche sogenannten »False Memories« und Erinnerungsverzerrungen können auch gefährlich sein, z.B. wenn Menschen in Strafprozessen unbewusst von Befragenden beeinflusst werden. Martin Korte sagt aber auch, dass wir uns i.d.R. auf unser Gedächtnis verlassen können. Die Essenz daraus: Unser Gedächtnis ist formbar. Das ist unsere große Stärke, hilft unser Ich zu formen und hin und wieder spielt unser Kopf uns damit Erinnerungsstreiche.


Redaktion: Julia Weinstabl, M.Sc.-Psychologin
Produktion: Murmel Productions


QUELLEN

[1] Korte, M. (2017). Wir sind Gedächtnis: Wie unsere Erinnerungen bestimmen, wer wir sind. DVA.

[2] Habermas, T. (2022). The longitudinal study of brief life narratives: Mainlife Study (2002-2019). Study Report.

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