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Die Psyche gesund essen

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Gesunde Ernährung ist wichtig für einen gesunden Körper. Das wissen wir alle. Interessant ist: Was wir essen, wirkt auch auf unsere Psyche. Wie genau schauen wir uns heute an, zusammen mit einem absoluten Experten der Ernährungspsychologie. Außerdem werfen wir einen Blick nach Australien, sprechen darüber, was unser Darm mit Multiple Sklerose zu tun hat, es geht um Sinnsuche im Essen und wie wir gut gemeinsam mit unserer Psyche am Esstisch sitzen können.


Food & Mood – Essen beeinflusst unsere Psyche

Pioniere in der Erforschung vom Zusammenwirken von Essen und Psyche ist das »Food & Mood Centre« der Deakin University in Australien. Ihre Arbeit hat u.a. dazu beigetragen, dass in Australien und Neuseeland Lebensstilfaktoren, einschließlich der Unterstützung einer gesunden Ernährung, als Grundlage für die Behandlung von Gemütskrankheiten, wie Depressionen, gelten. [1]

Neue Interventionsstudien wie die sogenannte SMILES-Studie (Supporting the Modification of Lifestyle in Lowered Emotional States) zeigen, dass der Einsatz von Lebensmitteln und Ernährung vielversprechend ist, um die Ergebnisse sowohl für Patient:innen mit Depressionen als auch für die Allgemeinheit zu verbessern. [2] Gerade in Anbetracht dessen, dass gängige Behandlungsmethoden bei bis zu 30 % von Menschen mit Depressionen nicht wesentlich greifen, lohnt sich der Blick auf die Ernährung. [3]

Passend zu diesen Ergebnissen sagt Dr. Drew Ramsey, ein Ernährungspsychiater und Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Columbia University: »Viele Menschen leben in einer Nahrungswüste für das Gehirn« [4] Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln gibt dem Gehirn einfach nicht das, was es braucht, um optimal zu funktionieren.

Außerdem spielt unser Darm eine wichtige Rolle bei unserer körperlichen und geistigen Gesundheit, z.B. wird die Darmflora mit Multipler Sklerose in Verbindung gebracht. [5] Eine zuerst seltsam anmutende Methodik um unserem sogenannten »Darmmikrobiom« auf die Sprünge zu helfen, sind Stuhltranplantationen. [6] Dieser Behandlungsansatz bei psychischen Störungen wurde bei Menschen allerdings bisher erst vereinzelt angewandt. 

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Essen gegen Depression – geht das?

Um diese Frage zu beantworten, kommt Dr. Thomas Ellrott zu Wort. Der Mediziner ist Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Er beschreibt, dass viele heutzutage auf der Suche sind. Die Antwort dieser Sinnsuche finden einige im Essen, in der Art wie sie sich ernähren. Außerdem erklärt er uns, dass Wissen bei unserer Nahrungsmittelwahl keine große Rolle spielt. 3 andere Motive beeinflussen unsere Essentscheidung.

Dr. Drew Ramsey von der Columbia University erstellte zusammen mit Dr. Laura LaChance auf Basis der vorliegenden Forschung den Antidepressions-Nahrungsmittelscore (Antidepression Food Score). Sie fanden heraus, dass 12 Nährstoffe besonders wichtig für die Gesundheit des Gehirns sind: Folat, Eisen, langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), Magnesium, Kalium, Selen, Thiamin, Vitamin A, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C und Zink. Und sie ermittelten auch die besten Lebensmittel, die diese Nährstoffe enthalten. [7]

Kann uns Ernährung zufriedener machen?

Ob unsere Ernährung das Wohlbefinden bei gesunden Menschen steigern kann, ist eine offene Forschungsfrage, schreibt das Food & Mood Centre. [8] Viele der bisher durchgeführten Studien seien Zusammenhangsstudien. Das heißt, Schlüsse darauf, ob eine gesunde Ernährung die Ursache für bessere Stimmung ist, dürfen wir noch nicht ziehen.


Wie können wir gut gemeinsam mit unserer Psyche essen?

Dr. Thomas Ellrott plädiert für flexible statt rigide Kontrolle. Dem geht ein gewisses Maß an Selbstbeobachtung voraus: Was esse ich? Wann und warum?

Außerdem empfiehlt der Experte öfter selbst zu kochen. Dadurch schätzen wir unsere Lebensmittel mehr und essen weniger verarbeitete Lebensmittel. Ein weiteres Plus: In Gemeinschaft kochen und zusammen essen. Dieses »soziale Lagerfeuer« führe automatisch dazu, dass wir einen gesünderen Umgang mit unserem Essen pflegen.

Nicht zuletzt ist beim Thema Ernährung wichtig: Mach dich nicht verrückt! Das Food & Mood Centre spricht sich bei gesunden Menschen dagegen aus, einer speziellen Diät zu folgen und Foodtrends hinterherzurennen. Das Zentrum empfiehlt einfach die allgemeinen Richtlinien einer gesunden Ernährung einzuhalten: viel Obst und Gemüse, ballaststoffreich, reduziert Fleisch und möglichst abwechslungsreich. Damit kann man nichts falsch machen. Oder um es in den Worten von Thomas Ellrott zu sagen: »Iss wie auf Kreta in den 1950er Jahren.« [9]


QUELLEN

[1] Mahoney, S. Looking through the lens at how food can improve our mood. Food & Mood Centre. 

[2] Jacka, F. N., O’Neil, A., Opie, R., Itsiopoulos, C., Cotton, S., Mohebbi, M., ... & Berk, M. (2017). A randomised controlled trial of dietary improvement for adults with major depression (the ‘SMILES’trial). BMC medicine, 15(1), 1-13.

[3] Wilson, K. (2022). How to use food to help your mood. Psyche.  

[4]. Ansari, S. (2022). Food for Thought: Can What We Eat Influence Our Mental Health? Best Health.

[5] Heise, G. (2018). Löst die Darmflora Multiple Sklerose aus? DW. 

[6] Smith, B. (2022). How poo transplants and changes in your gut microbiome might affect your mood. ABC News. 

[7] LaChance, L. R., & Ramsey, D. (2018). Antidepressant foods: An evidence-based nutrient profiling system for depression. World journal of psychiatry, 8(3), 97.

Hinton, R. (2020). A case report looking at the effects of faecal microbiota transplantation in a patient with bipolar disorder. Australian & New Zealand Journal of Psychiatry, 54(6), 649-650. 

Parker, G., Spoelma, M. J., & Rhodes, N. (2022). Faecal microbiota transplantation for bipolar disorder: A detailed case study. Bipolar Disorders.

Boehme, M., Guzzetta, K. E., Bastiaanssen, T. F., Van De Wouw, M., Moloney, G. M., Gual-Grau, A., ... & Cryan, J. F. (2021). Microbiota from young mice counteracts selective age-associated behavioral deficits. Nature Aging, 1(8), 666-676.

[8] Young, C. Could Diet Improve Your Quality of Life? Food & Mood Centre.

[9] Keys A. Seven Countries: A Multivariate Analysis of Death and Coronary Heart Disease. Boston: Harvard University Press; 1980.

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