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Wer passt zu mir?

Alles zur Betreutes Fühlen-Folge

Romantische Liebe ist komplex. Trotzdem sind wir uns sicher zu wissen, was wir attraktiv finden, wonach wir unsere Partner:innen auswählen. Viele führen ganze Listen an Eigenschaften, die sie sich wünschen. Doch diesem »ich weiß genau, was ich will« schiebt die Psychologie einen Riegel vor. Unsere Vorlieben passen nicht mit der Realität zusammen. Manche Wissenschaftler:innen gehen sogar einen Schritt weiter: Wir werden nie wissen, warum Menschen zusammen kommen. So schwarz sehen wir das nicht. Es gibt durchaus einige Tipps bei der Frage »Wer passt zu mir?«

Was wir (noch) nicht wissen

Wann passen Menschen zusammen? Wie kann aus einem ersten Date eine romantische Beziehung entstehen? Auf diese Fragen haben Wissenschaftler:innen bisher erstaunlich wenige Antworten. In »Speed-Dating«-Studien konnten bisher keine Muster gefunden werden, wann sich Leute nochmal treffen. Ob wir jemals verstehen können, welche komplexen Mechanismen beim Kennenlernen potentieller Partner:innen greifen?
Es gibt zwei wissenschaftliche Lager: Die einen argumentieren, dass Liebe unvorhersehbar ist, sogar chaotisch und wir folglich nie erklären können, welche Menschen zusammen kommen werden. Die andere Gruppe glaubt an die Vorhersehbarkeit von Liebe, selbst wenn es sehr komplex ist. Vertreter:innen dieses Ansatzes glauben z.B. mit Computermodellen den Mustern auf die Schliche zu kommen. [1]
Eine solche Simulation macht erst recht deutlich, wie komplex Partner:innenwahl ist und dass eine Vielzahl von Entscheidungen am Werk sind, bevor beschlossen ist, ob Menschen zusammenkommen. [2]


3 Theorien zur Partner:innenwahl

Es gibt zahlreiche Theorien darüber, nach welchen Aspekten Menschen ihre Partner:innen auswählen. Die drei wichtigsten sind traditionelle sozialpsychologische Ansätze, evolutionäre Ansätze und kognitionswissenschaftliche Ansätze. [2]


»Gleich und gleich gesellt sich gerne« vs. »Gegensätze ziehen sich an« 

Beides schon oft gehört, aber was stimmt wirklich?

In der Psychologie sprechen wir von »Positive Assortative Mating« (Gleich und gleich gesellt sich gerne) und »Negative Assortative Mating« (Gegensätze ziehen sich an) [3]

Grundsätzlich spricht in der Forschung wesentlich mehr dafür, dass ähnlichere Menschen, sich besser verstehen. [4] Dieser sogenannte »Similarity Effect« findet sich immer wieder in Untersuchungen uns ist sehr stabil. [5]

Die Ähnlichkeit zwischen den Partner:innen kann sich auf die Zufriedenheit mit der Beziehung auswirken. So bleiben Partner:innen, die sich ähnlicher sind (z. B. in Bezug auf Alter, Bildungsstand und selbst eingeschätzte Gesundheit), länger zusammen, sind in ihrer Ehe und Beziehung glücklicher und haben mehr Kinder als Paare, die sich weniger ähnlich sind. [3]

Aber gegensätzlich zu sein ist nicht per se schlecht. Zum Beispiel haben Untersuchungen gezeigt, dass zwei Menschen, die in ihrer Dominanz unterschiedlich sind, sich gut ergänzen. [3]
Auch beim Thema Bindungsstile und Persönlichkeit ist es nicht einfach damit getan zu sagen, ähnliche Menschen ziehen sich an. [6]

Zudem besagt die Theorie des Beziehungspsychologen Arthur Aron, dass Ähnlichkeit zwar wichtig ist, aber in manchen Situationen die Anziehungskraft sogar untergraben kann. Nämlich dann, wenn Paare nicht mehr aneinander wachsen können. [7]

Tipps, wie du trotz all den Hürden den/die Richtige/n finden kannst:


Lass dir von niemandem erzählen, es gäbe die EINE Formel

Das wird einem online immer wieder verkauft. Die Forschung sagt aber, wir wissen nicht, wonach wir genau Partner:innen auswählen. 


Achte eher auf Gemeinsamkeiten als Gegensätze

Kein Garant, dass die Funken sprühen, aber die Forschung zeigt, wenn wir uns ähnlicher sind, klappen Beziehungen langfristig besser. 


Besser als überhöhte Ansprüche: Kompromisse

Eine wichtige Unterscheidung unter den kognitionswissenschaftlichen Theorien, ist die zwischen Optimierungs- und Zufriedenheitsstrategien. [2]

Optimierungsstrategien zielen darauf ab, Entscheidungen so zu treffen, dass ein wichtiges Kriterium optimiert wird, bspw. die Maximierung der Belohnung für eine bestimmte Partner:innenwahl, die Minimierung der Suchkosten, die Maximierung der Stabilität von Paarungen oder Kombinationen davon.

Zufriedenheitsstrategien hingegen versuchen nicht, Entscheidungen zu treffen, die in irgendeiner Hinsicht optimal sind; sie sind vielmehr darauf ausgerichtet, Entscheidungen zu treffen, die »gut genug« sind.
Übersetzt auf Beziehungen heißt das, du kannst gerne einige Wünsche an eine/n Partner:in haben und auch einige »Red Flags« aufstellen. Aber es kann sehr viel Druck nehmen, nicht nach Perfektion zu suchen.

Dazu passt auch die Frage: »Wie groß ist mein Euklidischer Abstand?« [2] Das bedeutet, wie groß der geradlinige Abstand zwischen idealen/r und tatsächlichen/r Partner:in in einem mehrdimensionalen Raum von Partnerschaftspräferenzen ist. Je geringer der Abstand, desto mehr entspricht die Person deinen Vorstellungen. 


Die Entwicklung einer Beziehung braucht Zeit – Geh auf das zweite Date

Wenn es etwas gibt, worüber sich alle einig sind, dann ist es, dass eine gute Beziehung Zeit braucht. Wenn du das Gefühl hast, dass die Person deine Werte teilt und ihr Dinge gemeinsam habt, die dir wichtig sind, solltest du ein zweites Date ausmachen. [1]


QUELLEN

[1] Resnick, B. (2022). What science still can’t explain about love. Vox. 

[2] Conroy-Beam, D. (2021). Couple simulation: A novel approach for evaluating models of human mate choice. Personality and Social Psychology Review, 25(3), 191-228.

[3] Versluys, T. M., Mas-Sandoval, A., Flintham, E. O., & Savolainen, V. (2021). Why do we pick similar mates, or do we?. Biology Letters, 17(11), 20210463.

ŠTĚRBOVÁ, Z., & Valentova, J. (2012). Influence of homogamy, complementarity, and sexual imprinting on mate choice. Anthropologie (1962-), 50(1), 47-60.

[4] Swami, V. (2017). Why opposites rarely attract. The Conversation.

[5] Montoya, R. M., & Horton, R. S. (2013). A meta-analytic investigation of the processes underlying the similarity-attraction effect. Journal of Social and Personal Relationships, 30(1), 64-94.

Youyou, W., Stillwell, D., Schwartz, H. A., & Kosinski, M. (2017). Birds of a feather do flock together: Behavior-based personality-assessment method reveals personality similarity among couples and friends. Psychological science, 28(3), 276-284.

[6] Mehta, V. (2014). Do Opposites Really Attract? It's Complicated. Psychology Today. 

[7] Aron, A., Steele, J. L., Kashdan, T. B., & Perez, M. (2006). When similars do not attract: Tests of a prediction from the self‐expansion model. Personal Relationships, 13(4), 387-396.

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